03 Fischwissen: Der Zander

Zander – Der Räuber aus der Tiefe

Es gibt Raubfische, die gehen mit Getöse zur Sache. Hechte etwa – wenn sie zuschlagen, explodiert die Oberfläche. Barsche – quirlig, hektisch, gierig. Und dann gibt es den Zander. Er ist der stille Jäger. Unauffällig, vorsichtig, beinahe unsichtbar. Und vielleicht gerade deshalb für viele einer der faszinierendsten und begehrtesten Fische in unseren Gewässern.

Wenn ich an den Zander denke, denke ich an ruhige Abende am Kanal, an dunstige Morgen am See, an das sanfte Summen der Rolle, wenn man den Gummiköder über Grund zupft. Und ich denke an diesen Moment – das plötzliche, trockene „Tock“ in der Rute, das so unspektakulär kommt, dass man es fast übersieht. Aber dann weiß man: Das war er.


Meister des Zwielichts – Lebensraum und Verhalten

Der Zander (Sander lucioperca) ist der größte Vertreter der Barschfamilie in Europa. Er fühlt sich dort wohl, wo andere Raubfische aufgeben: in trübem Wasser, in tieferen Bereichen mit wenig Licht, in Kanälen, Stauseen und Flüssen mit schlammigem Grund. Seine großen, milchig schimmernden Augen verraten es schon – er ist ein Jäger der Dämmerung.

Zander sind nachtaktiv. Sie lieben die Dämmerung, den Nebel, das diffuse Licht. Am liebsten bewegen sie sich in den Morgen- oder Abendstunden, manchmal auch mitten in der Nacht. Tagsüber stehen sie oft tief oder versteckt – in Spundwänden, zwischen Steinschüttungen, unter Brücken oder im Schatten großer Buhnen.

Seine Verbreitung ist heute riesig: Vom Rhein bis zur Wolga, vom Bodensee bis ins Brackwasser der Ostsee – der Zander kommt in fast allen größeren europäischen Gewässern vor. Ursprünglich in Osteuropa beheimatet, wurde er durch gezielte Besatzmaßnahmen auch in Mittel- und Westeuropa verbreitet – mit großem Erfolg.


Aussehen und Größe – Schlanker Körper, tödliche Präzision

Der Zander hat einen langgestreckten, kräftigen Körper mit zwei deutlich getrennten Rückenflossen. Besonders auffällig: seine großen Augen und das breite Maul voller kleiner, spitzer Zähne. Manche alten Zander tragen zwei Fangzähne – ein Überbleibsel aus ihrer Jugend. Die Färbung variiert je nach Gewässer: Meist schimmert der Zander silbrig bis olivgrün mit dunklen Querbändern an den Flanken – ein perfektes Tarnmuster für trübe Umgebungen.

Größentechnisch ist einiges drin:

- Durchschnittliche Länge: 50–80 cm

- Kapitalfänge: über 100 cm sind möglich

- Maximalgewicht: über 15 kg – der deutsche Rekord liegt bei rund 19 kg

Dennoch: Die meisten Anglerfänge bewegen sich zwischen 60 und 80 cm, mit Gewichten von 2 bis 5 kg.


Der perfekte Jäger – Jagdverhalten und Ernährung

Zander sind keine Sprinter wie Hechte. Sie jagen eher kontrolliert, mit viel Präzision. Ihre bevorzugte Technik ist das Einsaugen: Sie schwimmen an ihre Beute heran, erzeugen mit dem weit geöffneten Maul einen kräftigen Unterdruck – und ziehen den Beutefisch in einem Bruchteil einer Sekunde ein.

Auf dem Speiseplan stehen vor allem kleine Weißfische: Rotaugen, Lauben, Barsche, manchmal auch kleine Karpfen oder Krebse. Was ins Maul passt, wird gefressen. Bevorzugt werden längliche Beutefische – genau wie unsere Gummiköder.

Zander fressen besonders intensiv in den Abendstunden – das ist die Zeit, in der sie aktiv Patrouille schwimmen. Wer dann seinen Köder richtig präsentiert, hat gute Chancen.


Fortpflanzung – Die Ruhe vor dem Sturm

Im Frühling – je nach Region meist von April bis Juni – beginnt die Laichzeit. Bei etwa 12–15 °C Wassertemperatur werden die Zander aktiv. Die Männchen suchen flache Kies- oder Sandbänke, räumen mit der Schwanzflosse kleine Laichgruben und warten auf die Weibchen.

Nach dem Ablaichen bewachen die Männchen die Eier – oft mehrere Tage lang, hoch aggressiv gegenüber allem, was sich nähert. In dieser Zeit sollte man auf das gezielte Angeln verzichten. Wer einen „Brutwächter“ fängt, gefährdet tausende Jungfische.

Die geschlüpften Larven entwickeln sich rasch – bei gutem Futterangebot wachsen sie im ersten Jahr auf bis zu 20 cm heran. Bereits mit 3–4 Jahren werden Zander geschlechtsreif.


Angeln auf Zander – Technik, Taktik und Timing

Das Zanderangeln gehört für viele zu den spannendsten Disziplinen überhaupt. Und das nicht, weil man ständig Fischkontakt hat – sondern gerade weil es so unsicher ist. Die Bisse sind oft zart, fast schüchtern. Der Fisch kommt langsam an den Köder, prüft ihn, greift blitzschnell zu – und oft merkt man es erst, wenn er schon wieder losgelassen hat.

Die beste Zeit für Zander sind:

- Dämmerung und Nacht

- Trübe Tage mit wenig Licht

- Regenphasen oder Druckwechsel

Ich persönlich liebe das Angeln in der Abenddämmerung. Wenn die Sonne gerade hinter dem Horizont verschwindet, die Ufer langsam dunkel werden und das Wasser ruht – dann beginnt die Stunde des Zanders.

Mein bevorzugtes Vorgehen ist einfach, aber effektiv: Ich werfe den Gummiköder schräg gegen die Strömung, lasse ihn absinken und jigge ihn in kleinen Sprüngen über den Grund. Zwei Kurbelumdrehungen, ein leichter Rutenheber, dann wieder Pause. Der Köder muss in Bodennähe bleiben – dort wartet der Zander. Und irgendwann kommt es: Tock. Ein ganz kurzes, trockenes Signal in der Rute. Und dann heißt es: ruhig bleiben, kurz warten – und erst dann anschlagen.

Viele Angler schlagen zu früh an. Doch der Zander ist oft vorsichtig – man muss ihm einen Moment geben, bis der Köder richtig im Maul sitzt.

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